Ingrid E. Fischer-Zach
DIE AKTIVATIONEN
10 Aktivationen zur Steigerung der geistigen Gehirntätigkeit auf der Basis des autogenen Trainings
Die Aktivationen verbinden das Gehirn mit dem Körper, was Sportlern geläufig ist. Aber der Allgemeinheit fehlt oft Verständnis und Bewusstsein dafür. Verständnis und Bewusstsein werden durch die Aktivationen vermittelt.
- Ich schliesse meine Augenlider und habe durch den Lidschluss meinen Kontakt zur Aussenwelt unterbrochen. Ich empfinde mein linkes Auge, das angenehm in seiner Höhlung liegt und ich empfinde mein rechtes Auge, das ebenfalls angenehm schwer in seiner Höhlung liegt. Gleichzeitig fühle ich jetzt beide Augen in ihren Höhlen liegen und nehme wahr, dass ich Eindrücke der Aussenwelt ausschliesse.
- Mein Körper befindet sich in einer Ruhehaltung. Mir wird bewusst, dass ich, indem ich den Worten zuhöre, die an meine Ohren dringen, mich auf meinen Sinneskanal des Hörens einstelle. Ich mache die Erfahrung, dass ich mit Aufmerksamkeit einatme und ausatme und damit selbst eine automatische Atmung vermeide.
- Ich merke, dass mein Atem einen der Kontakte darstellt, den mein Organismus zur Aussenwelt unterhält. Mir wird deutlich, dass mein Atem für mich lebenswichtig und lebensspendend ist. Wenn ich fühle, wie sich mein Brustkorb hebt und senkt, wird mein Gehirn auf ungewohnte Wahrnehmungen gelenkt. Mein Gehirn wird aufgefordert, über das gewohnte Mass hinaus zu arbeiten.
- Ich vergegenwärtige mir mein materielles Gehirn, wie ich es von Abbildungen kenne. Es hat Ähnlichkeit mit einer grossen Walnuss. Wenn meine Gedanken abschweifen, da meine Aufmerksamkeit das Atmen bisher als eine mechanische Tätigkeit wahrgenommen hat, versuche ich, mir zu merken, wohin meine Gedanken abschweifen. Dabei erkenne ich, ob es um etwas Wichtiges geht oder nicht. Wenn ich einen bestimmten Gedanken ausgemacht habe, kann ich ihn bewusst speichern oder ihn fallen lassen. Anschliessend kehre ich zu meinem Atem zurück.
- Ich kann empfinden, ob mir die Beobachtung meines Atems wichtig, eher lästig oder sogar unangenehm ist. Ich mache mich mit der Einstellung vertraut, dass ich mein Verhältnis zu den Fähigkeiten meines Gehirns verbessern will, verbessern kann und am Ende verbessere.
- Meine Aufmerksamkeit, die meinem Atem gilt, verstärke ich, wenn ich für meinen Atem eine Farbe wähle. Damit wende ich mich meiner Einbildungskraft zu, weil Atemluft in der Realität nicht farbig ist. Ich lasse eine beliebige Farbe erscheinen, ohne eine bestimmte Farbe sehen zu wollen. Mir ist es gleichgültig, ob sich eine oder mehrere Farben bilden.
- Um die Aktivation zu beenden, ist die folgende Anordnung einzuhalten: Ich schliesse meine Hände zur Faust, dehne und strecke, bei noch geschlossener Faust, Arme und Beine und öffne dann langsam meine Augen, während ich meine Fäuste ebenfalls öffne.
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ERKLÄRUNG ZUR ERSTEN AKTIVATION
Der Augenschluss beinhaltet die Einwilligung des Neurostrukturbewusstseins, auf die Kontrolle der Aussenwelt zu verzichten. Das ist nicht so einfach, wie es scheint, Widerstände können sich einstellen. Die inneren Augen werden angesprochen und eine Empfindung für die Lage der Augen geweckt. Das erfordert Konzentration.
Der Verzicht auf äussere Sinnesbetätigung erstreckt sich auch auf die Körperbewegung, nur ein Sinn, das Gehör, bleibt wahrnehmend und stellt das Neurostrukturbewusstsein auf das ein, was gesagt wird. Damit wird innere Sammlung angebahnt, die sich auf den Atem richtet, ohne dass die Aufforderung ergeht, ruhig und gleichmässig zu atmen.
In Verbindung mit der Atemwahrnehmung wird das Gehirn darauf vorbereitet, dass es etwas Neuartiges erlebt und damit mehr leistet als gewohnt. Der Erfahrung nach ist das für die Aufmerksamkeit anstrengend, besonders am Anfang.
Die Konzentration der Gedanken auf den Atem wird noch einmal verstärkt und damit das Anliegen hervorgehoben, die eigenen Denkmöglichkeiten mehr als bisher auszuschöpfen. Die farbige Luft ist eine Einbildung, besser gesagt, eine Erbildung. Die Fantasie wird angesprochen. Das Verb vorstellen wird trotzdem verwandt, weil es geläufig ist und für Vorgegebenheiten verwandt wird. Einbildungskraft erbildet Neues.
Der Vorteil der farbigen Luft besteht darin, dass die inneren Augen den Weg des Atems verfolgen und den inneren Sinn des Sehens betätigen können. Inneres Sehen wird videtisieren genannt und bildet den Gegensatz zu visualisieren, einer Sache ein äusseres Bild zu geben.
- Am Ende der Aktivation ist die Zurücknahme zu beachten. Diese Vorgabe ist dem Gedächtnis unbedingt einzuprägen, um ein möglicherweise auftretendes Schwindelgefühl zu vermeiden.
- Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem und lasse meine Augenlider über meine Augen gleiten. Dabei nehme ich wahr, dass der Augenschluss eine schnelle Bewegung ist, die ich nicht langsam ausführen kann. Das Gleiche gilt für das Öffnen meiner Augen. Die Sprache hat den Blick zwischen zwei Lidschlüssen zu einem ›Augenblick‹ gemacht.
- Mein Atem zieht durch das Innere meiner Nase in meine Luftröhre. Ich sehe mit meinen inneren Augen, wie diese Röhre sich gabelt und wie in zwei dünnen Röhren, die sich noch weiter in kleinere Röhren verzweigen, der Atemstrom in meine beiden Lungenflügel gelangt. Ich stelle mir vor, dass mein Atem eine Farbe annimmt und überlasse es meiner Einbildungskraft, diese Farbe zu erzeugen. Ich lasse nun farbigen Atem in meiner Nase aufsteigen und stelle mir vor, dass ich, entgegen der anatomischen Gegebenheit, in meine linke Gehirnhälfte farbigen Atem hineinatme.
- Ich stelle auf diese Weise einen Bezug zu dieser Hälfte des Inneren meines Kopfes her. Erst atme ich in meinen linken Stirnbereich, dann in die linke Kopfmitte und schliesslich in den linken Hinterkopfbereich hinein. Dabei stelle ich mir vor, dass in diesem Teil meines Gehirns Milliarden winziger Hirnzellen für mich arbeiten.
- Ich lasse weiterhin den Atem durch meine Nase ziehen und atme farbigen Atem in meine rechte Gehirnhälfte hinein. Der Atem dringt zunächst in den Bereich der rechten Hälfte meiner Stirn, weiter in die Kopfmitte und in den rechten Hinterkopfbereich hinein. Wieder mache ich mir eine Vorstellung davon, dass auch hier Milliarden winziger Hirnzellen zu meiner Verfügung stehen.
- Nun fühle ich einen Moment, dass mein Gehirn einer grossen Walnuss ähnelt. Die Zellformation, die wie eine Mondsichel meine beiden Gehirnhälften trennt und verbindet, liegt in der Mitte meines Kopfes. Von der grossen Anzahl Zellen meiner beiden Gehirnhälften werden etwa zwanzig Prozent genutzt. Sinnvoll ist, weitere Zellen zu aktivieren.
- Ich atme den farbigen Atem in beide Gehirnhemisphären gleichzeitig hinein und betrachte dann, wie sich die Hälften mit Farbe gefüllt haben. Die Hemisphären können die gleiche Grösse haben, aber auch ungleich gross sein. Ich stelle mir vor, dass ich hinderliche Gedanken und störende Empfindungen als dunklen Qualm ausatme.
- Danach stelle ich mir vor, dass sich in der Mitte meines Kopfes eine Brücke bildet. Die Brücke ist das Bild dafür, meine Bewusstseinshemisphären miteinander zu verbinden. Ich akzeptiere jede Art von Brücke, die die Einbildungskraft mir anbietet. Wenn die Brücke erschienen ist, verweile ich beim Anblick der Brücke und ruhe einen Augenblick aus. In der Ruhe wird mir bewusst, dass ich neuartige Erfahrungen mache.
- Zur Beendigung der Aktivation atme ich tief auf, spanne beide Hände zur Faust an, strecke Arme und Beine, öffne die Augen und wende mich wieder der Aussenwelt zu.
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ERKLÄRUNG ZUR ZWEITEN AKTIVATION
Die offenen und die geschlossenen Augen unterscheiden sich durch den Lidschluss, der in dieser Sequenz Aufmerksamkeit erhält. Die Aufmerksamkeit erstreckt sich auf die sprachliche Formulierung einer kurzen unbestimmten Zeitspanne als Augenblick.
Die Vorstellung wird durch die innere Anschauung der Atemwege beschäftigt. Die Einbildungskraft erzeugt eine Farbe und verwandelt die anatomische Realität, wenn der Atem in das Gehirn zu leiten ist. Hier wird deutlich erkennbar, dass Vorstellung und Einbildung verschränkt zusammenwirken müssen, um die Videtisierung zu leisten.
Der Raum der Hemisphären wird vergegenwärtigt. Auf die kleinste Einheit des Gehirns, die Hirnzelle, wird hingewiesen. Bewusst gemacht wird, dass sie in Milliardenzahl vorhanden ist. Neue Zellen können aktiviert werden.
Das Bild der Walnuss visualisiert die Einheit, die das Gehirn darstellt. Der Zellverband, der die Verbindung der getrennten Gehirnhemisphären bildet, ist das mondsichelförmige Corpus callosum. Diese Formation befördert, rechnerisch angenommen (J. C. Eccles), einen Informationsaustausch von vier Billionen Impulsen pro Sekunde. Das Bewusstsein für diese Impulse fördert die Verschränkung der Neurobewusstseinsstrukturen.
Störende Nebengedanken werden aufgefangen, indem sie, als Qualm verbildlicht, abziehen. Das Denken kann sich, gereinigt, neu sammeln. Der Sinneskanal des Hörens wird einbezogen.
Die Herstellung einer Brücke, die das Corpus callosum repräsentiert, ist neu und unerwartet. Die Imagination kann eine bekannte Brücke wählen oder sie kann eine neuartige Brücke erbilden.
- Die Zurücknahme ist sorgfältig auszuführen, damit sich anschliessend Wachheit einstellt.
- Ich schliesse meine Augenlider und empfinde den Lidschluss als angenehm. Der Kontakt meines Gesichtssinns zur Aussenwelt ist unterbrochen. Ich stelle mir vor, welcher Ausschnitt der Aussenwelt vor meinen Augen lag, ehe ich sie schloss und versuche, mich an Einzelheiten zu erinnern. Mit meinen inneren Augen sehe ich nach links und nach rechts. Ich blicke nach vorn und vergegenwärtige mir, was sich hinter mir befindet.
- Dann lenke ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem und lasse ihn eine Farbe annehmen. Dabei stelle ich keine Anforderungen an eine bestimmte Farbe und stelle keine Überlegungen an zu der erscheinenden Farbe. Taucht keine Farbe auf, wähle ich die Farbe eines Gegenstandes, z. B. die Farbe meines Autos. Ich atme farbigen Atem ein und lasse ihn in meine linke Gehirnhemisphäre aufsteigen. Dort nimmt er eine leichte Kreisbewegung an, die nicht über die Mitte des Kopfes hinausgeht.
- Jetzt atme ich in meine rechte Gehirnhemisphäre hinein. Wenn sie mit Farbe gefüllt ist, versetze ich die Farbe in eine leichte Kreisbewegung innerhalb dieser Hemisphäre. Diese Atemfarbe wähle ich auch für meine linke Fusssohle und sehe, wie sich die Farbe über die Fusssohle verbreitet. Ich wähle den farbigen Atem meiner linken Gehirnhemisphäre für meine rechte Fusssohle und stelle mir vor, wie meine Fusssohle diese Farbe annimmt. Ich fühle meine beiden Fusssohlen fest auf dem Boden stehen und entspanne meine Zehen.
- Nun stelle ich in Gedanken eine farbige Verbindungslinie her und verbinde meine rechte Gehirnhemisphäre mit meiner linken Fusssohle. Die Verbindungslinie verläuft innerhalb, kann aber auch ausserhalb meines Körpers verlaufen. Eine weitere farbige Verbindungslinie stelle ich mir vor, um meine linke Gehirnhemisphäre mit meiner rechten Fusssohle zu verbinden. Auch diese Verbindung kann innerhalb oder außerhalb meines Körpers liegen. Meine inneren Augen sehen den Kreuzungspunkt beider Linien.
- Ich atme noch einmal in beide Gehirnhemisphären hinauf und stelle sie mir als Raum vor, der einem klaren Nachthimmel gleicht. Kleine leuchtende Punkte, die ich erzeuge, werden zu Sternen. Sie fangen allmählich an zu blitzen und zu funkeln. Zuerst sehe ich nur einige helle Punkte, die aufscheinen, wie am Nachthimmel auch nur dieser oder jener Stern leuchtet. Später werden sich die hellen Punkte vermehren.
- Dann stelle ich mir vor, dass blitzende Lichtpfeile von meiner linken Hemisphäre in meine rechte fliegen und von meiner rechten Hemisphäre in meine linke gelangen. Ich achte darauf, dass die Pfeilbewegungen vom Stirnbereich bis zum Hinterkopf stattfinden. Anschliessend ruhe ich mich aus.
- Nach der Aktivation atme ich mehrere Male tief auf, spanne meine Hände zu Fäusten an und dehne meinen Körper, während ich die Arme strecke, ohne die Fäuste zu öffnen. Erst nach mehrmaligem Strecken und Beugen der Arme strecke ich auch meine Finger. Dann öffne ich meine Augen und wende mich der Aussenwelt zu.
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ERKLÄRUNG ZUR DRITTEN AKTIVATION
Um die Konzentration der Gedanken anzubahnen, wird das Gedächtnis angesprochen, das sich an die vor Augenschluss wahrgenommene Umgebung erinnert.
Wenn ein Teilnehmer keine Farbe sieht, kann er sie möglicherweise durch die Assoziation mit einem Gegenstand erlangen. Die Farben in der linken Hemisphäre werden in eine Bewegung versetzt. Eine Farbe zu sehen, ist keine Leistung, das Gehirn liefert das, was seine Energie gerade hergibt.
Die in Bewegung versetzte Farbe der rechten Hemisphäre wird durch eine Verbindungslinie auf die linke Fusssohle geleitet. Die Überkreuzbezogenheit von Gehirnhemisphäre und Körperseite wird angesprochen. Das Gleiche geschieht, wenn die Farbe der linken Hemisphäre durch eine Linie auf die rechte Fusssohle übertragen wird. Die feste Stellung der Fusssohlen auf dem Boden macht die eigene Standfestigkeit bewusst. Die Verbindungslinien zwischen Gehirn und Fusssohlen kreuzen sich. Sie können sich in der Körpermitte, im Sonnengeflecht, treffen.
Das Neurostrukturbewusstsein wird durch das Bild der Licht aussendenden Sterne auf die physikalische und zugleich philosophische Bedeutung des Begriffs Licht aufmerksam gemacht. Licht spielt in der Philosophie und in der Quantenphysik eine Rolle.
Die blitzenden Pfeile sind ein inneres Bild für den zwischen den Gehirnhemisphären angenommenen Austausch von Informationsimpulsen. Wem die Pfeile zu spitz sind, kann sie abstumpfen. Die Pfeile sind ein Symbol der schnellen Impulsbewegung innerhalb des Corpus callosum.
- Die Beendigung des versenkten Zustands ist bewusst und sorgfältig durchzuführen.
- Ich schliesse meine Augenlider und nehme Kontakt zu meinem Atem auf. Meine Aufmerksamkeit ist jetzt auf diese eine Tätigkeit eingestellt, in meiner Tagesarbeit bin ich gewöhnlich mit mehreren gedanklichen Tätigkeiten gleichzeitig beschäftigt. Auch hier können sich zu Beginn andere Gedankenbereiche einstellen. Durch die Atmung nehme ich erneut das Gefühl wahr, dass mein Brustkorb sich hebt und senkt. Ich entsinne mich an die farbigen Verbindungslinien, die ich hergestellt hatte, um meine linke Gehirnhemisphäre mit meiner rechten Fusssohle und meine rechte Gehirnhemisphäre mit meiner linken Fusssohle zu verbinden und ich sehe sie erneut mit meinen inneren Augen.
- Wenn ich jetzt einatme und mir dabei einen farbigen Atem vorstelle, kann mein Atem die gleiche Farbe annehmen wie in der vorausgegangenen Aktivation. Es kann sich auch eine andere Farbe einstellen. Ich atme den farbigen Atem, den ich mit dem Gedanken an Energie verbinde, langsam ein und atme meine Ermüdung als dunklen Qualm langsam aus.
- Unerledigte Fragen erkläre ich für heute als ruhend und atme sie ebenfalls als dunklen Qualm aus. Meine gelassene Besinnung auf meinen Atem eröffnet mir die Möglichkeit, von Angelegenheiten Abstand zunehmen, die ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen kann. Ich kümmere mich jetzt um mich selbst und meine eigenen Belange. Manches Neurostrukturbewusstsein, möglicherweise auch meines, nimmt die eigenen Belange oft weit weniger wichtig als die von anderen Personen.
- Ich atme farbigen Atem in meine linke Gehirnhemisphäre, die ich mir als leeren Raum vorstelle. Ich erbilde aus der Farbe ein Gitterwerk, das den Raum ausfüllt und in kleine Bereiche unterteilt. Dann atme ich farbigen Atem in meine rechte Gehirnhemisphäre und erstelle aus der Farbe ebenfalls ein Gitterwerk, das diesen Raum aufteilt.
- In der Mitte meines Kopfes bleibt zwischen beiden Gittern ein Zwischenraum. An den Seiten der Gitter, die der Kopfmitte zugewandt sind, lasse ich feine Haken entstehen, die so weit in die Mitte ragen, dass sie von jeder Seite ineinandergreifen können. Ich achte darauf, dass vom Stirnbereich bis in den Hinterkopf Haken entstehen und beide Reihen der Haken ineinandergreifen, um beide Gitterhälften zu verbinden. Dann ruhe ich eine Weile aus.
- Jetzt stelle ich mir einen Gegenstand vor, den ich in meine linke Hand nehme. Ich schliesse meine Finger, um den durch meine Einbildungskraft entstandenen Gegenstand zu empfinden. Der Gegenstand, den ich gewählt habe, gibt meinem Tastsinn eine Empfindung. Sie kann weich oder hart, rund, kantig, glatt oder von sonstiger Beschaffenheit sein.
- Ich stelle mir ebenso, wie ich es für meine linke Hand getan hatte, einen Gegenstand vor, den die Finger meiner rechten Hand umfassen. Der Gegenstand hat ebenfalls bestimmte Eigenschaften, die ich empfinden kann. Meine Hände umfassen nun zwei Gegenstände, aus denen ich zwei Bälle werden lasse. Ich werfe sie nacheinander in die Luft und fange sie wieder auf. Dann ruhe ich aus.
- Danach spanne ich meine Hände zur Faust an, atme tief auf, dehne und strecke mich und öffne meine Augen, um den Kontakt zur Aussenwelt wieder aufzunehmen. Dabei gehe ich sorgfältig vor, um meinen Ruhezustand zu beenden.
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ERKLÄRUNG ZUR VIERTEN AKTIVATION
Eine Sequenz aus der vorangegangenen Aktivation wird wiederholt, damit sie sich einprägt. Sie kann dann in einer kritischen Situation abgerufen werden.
Die Konzentration auf den farbigen Atem steht immer am Beginn einer Aktivation. Störende Nebengedanken werden erneut im Bild des Qualms erfasst, der sich nach und nach verflüchtigt. Die Wahrnehmung der selbstbestimmten Atembewegung ist wirkungsvoller als die Verwendung von Biofeedbackgeräten.
Die Ausrichtung auf die Belange anderer Personen ist eine häufige Quelle für Nebengedanken. Hier werden eigene Probleme, Konflikte, Sorgen wichtig, doch es wird zu ihnen ein innerer Abstand hergestellt.
Für den als leer imaginierten Raum der Gehirnhemisphäre wird eine Begrenzung in Form eines Gitters angeboten. Die Anwendung ist vorteilhaft, wenn die Gedanken flüchtig werden.
Die linke und die rechte Hemisphäre werden dann durch eine sorgfältig hergestellte wie auch immer geartete Vorrichtung miteinander verbunden. Die Sequenz verstärkt neurostrukturell die Bedeutung des Corpus callosum und damit den Ort, der neurostrukturell Verschränkung ermöglicht.
Der Tastbewegungssinn wird angesprochen. Der linken Hand wird kinästhesiv, d. h. durch Imagination erzeugt, ein Gegenstand angeboten, um den Tastbewegungssinn bewusst zu machen.
Auch der rechten Hand wird kinästhesiv ein Gegenstand angeboten. Die Gegenstände können ihre Gestalt verändern, wenn sie in der Hand bewegt werden. Sie können zu Bällen werden. Diese Verwandlung ermöglicht eine neue Bewegung, durch die der kinästhetische Sinn geschärft wird.
- Ich schliesse meine Augenlider und wende meine Aufmerksamkeit meinem Atem zu. Meine störenden Gedanken verflüchtigen sich, während sich eine Farbe für meinen Atem einstellt. Ich nehme mir Zeit und habe Geduld, keine vorgegebene Norm treibt mich zu Leistungen an. Meine Vorstellungskraft, die sich an realen Begebenheiten orientiert, sowie meine Einbildungskraft, die freien Einfällen folgt, ergeben sich aus meinen Denkbewegungen.
- Meine inneren Augen nehmen den Raum meiner linken Gehirnhemisphäre wahr, indem ich meinen farbigen Atem dorthin lenke. Ich stelle mir vor, dass meine Atemfarbe in diesem Raum farbige Dreiecke bildet. Ich beginne mit einem Dreieck, lasse ein zweites folgen und stelle weitere Dreiecke in den Raum dieser Hemisphäre hinein. Ich fange im Bereich der Stirn an, gehe weiter bis zur Scheitelmitte und nutze den Raum des Hinterkopfes, um Dreiecke unterzubringen. Wenn ich eine hinreichende Menge Dreiecke gebildet habe, ruhe ich einen Augenblick aus.
- Anschliessend atme ich in meine rechte Gehirnhemisphäre hinein und lasse meinen Atem zu farbigen Vierecken werden. Ich beginne im Bereich meiner rechten Stirn, fülle den Raum, der zur Scheitelmitte führt, mit Vierecken an und lasse Vierecke in meinem rechten Hinterkopf entstehen. Wenn ich genügend Vierecke gebildet habe, betrachte ich sie und ruhe einen Augenblick aus. Danach betrachte ich mit meinen inneren Augen beide Gehirnhemisphären, die linke gefüllt mit Dreiecken, die rechte gefüllt mit Vierecken.
- Ich lasse eine Brücke zwischen beiden Gehirnhemisphären entstehen. Danach beginne ich damit, Dreiecke aus meiner linken Hemisphäre über die Brücke in meine rechte Hemisphäre zu schicken, die sich jetzt in dieser Hemisphäre verteilen. Zum Ausgleich sende ich Vierecke aus meiner rechten Hemisphäre über die Brücke in meine linke Hemisphäre, die sich dort ausbreiten. Ich achte darauf, wie der Austausch stattfindet und beobachte, wo die Dreiecke und die Vierecke sich ihren neuen Platz suchen.
- Wenn der Austauschprozess abgeschlossen ist, vergrössere ich diejenige geometrische Figur, das Dreieck oder das Viereck, die mir besser gefällt als die andere und stelle sie in die Mitte der Brücke. Die andere Figur lasse ich verschwinden. Wenn ich mich zwischen den Figuren nicht entscheiden kann, setze ich sie hintereinander in die Brückenmitte und nehme wahr, ob das Dreieck oder das Viereck vorn steht.
- Während ich das Bild undeutlich werden lasse, atme ich tief auf, spanne meine Hände zur Faust an, dehne und strecke meinen Körper und kehre in die Aussenwelt zurück.
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ERKLÄRUNG ZUR FÜNFTEN AKTIVATION
Ein möglicher Gewöhnungseffekt an die Neuartigkeit der Sequenzen erlaubt allmählich jedem Neurostrukturbewusstsein, die Art und Weise zu erkennen, in der er seine beiden Denkprägungen, die digitalistische und die mentische, an der Herstellung der Sinnestätigkeit beteiligt. Entlastungseffekte für das unruhige Denken können stattgefunden haben. Sie stärken das Zutrauen zu den eigenen Gedankenleistungen.
Die Atemfarbe wird dazu verwandt, die geometrische Figur des Dreiecks, die verschiedene Formen annehmen kann, in der linken Hemisphäre zu bilden. Das Erstellen erfordert Konzentration. Die Dreiecke symbolisieren das digitalistische Denken.
In der rechten Hemisphäre sollen Quadrate oder Rechtecke gebildet werden. Die geometrische Gestaltung ist leicht auszuführen und zu behalten. Sie kann jederzeit verwandt werden, um kurzzeitig Konzentration herzustellen.
Die Brücke zwischen den Hemisphären dient zur Überquerung für die geometrischen Figuren und symbolisiert den Gedankenaustausch durch das Corpus callosum. Durch die Überquerung von links nach rechts und von rechts nach links wird das Bewusstsein des Teilnehmers für die interhemisphärische Verschränkung der Neurobewusstseinsstrukturen geweckt.
Am Schluss der Aktivation ist eine Wahl zu treffen. Damit ist eine Entscheidung verbunden, die manchem Teilnehmer in der Realität schwerfällt. Gelingt sie nicht, können beide Figuren, Dreieck und Viereck, auf der Brücke postiert werden. Jeder Teilnehmer kann erkennen, ob er spontan entscheidungsfreudig ist oder sich zögerlich verhält. Wiederrum ist an die Zurücknahme zu denken.
- Ich schliesse meine Augenlider und stelle eine Beziehung zu meinem Atem her. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf meine Atmung richte, merke ich, dass ich oft zu Beginn der Aktivation unregelmässige Atemzüge habe. Daher nehme ich mir jetzt zum Atmen Zeit, um diese Unregelmässigkeit auszugleichen. Ich stelle mir für meinen Atem eine Farbe vor und lasse ihn in kleinen, farbigen Wölkchen abwechselnd in meine rechte und linke Gehirnhemisphäre aufsteigen. Nach einer Weile wende ich mich ausschliesslich meiner rechten Hemisphäre zu und atme farbige Wölkchen hinein. Die Wölkchen breiten sich im gesamten Bereich meiner rechten Hemisphäre aus, durchziehen dabei meine Gehirnzellen und reinigen sie von störenden Gedanken und belastenden Empfindungen.
- Ich sehe mit meinen inneren Augen, wie sich an meinem rechten Hinterkopf ein kleines Törchen bildet. Es lässt sich nach aussen öffnen. Die mit störenden Gedanken befrachteten Wolken ziehen durch das offene Törchen hinaus und entschwinden. Alter Krempel, der sich vor dem Törchen angesammelt hat, kann ein Wolkenwirbel hinausbefördern. Mit jedem Atemzug, der neue farbige Wölkchen in die rechte Gehirnhemisphäre hineinbringt, fühlt sich dieser Bereich angenehmer an. Die Kraft der Wölkchen wächst, schadende und störende Dinge aus dieser Neurobewusstseinshemisphäre hinauszuschaffen. Nach einer Weile schliesse ich das Törchen sorgfältig und ruhe einen Augenblick aus.
- Ich wende mich meiner linken Neurobewusstseinshemisphäre zu und lasse den farbigen Atem in den linken Hemisphärenraum hinaufziehen. Der Atemstrom bildet kleine Wölkchen, die durch meine Gehirnzellen ziehen, unangenehme Gedanken darin ablösen und mit sich nehmen. Auch an meinem linken Hinterkopf sehe ich, wie ein Törchen entsteht, das nach aussen zu öffnen ist. Ich sehe die mit unbrauchbaren und belastenden Gedanken befrachteten Wölkchen durch das Törchen entschwinden. Wenn die Hemisphäre sich leichter und angenehmer anfühlt als zuvor, schliesse ich das Törchen sorgfältig wieder zu. Nun ruhe ich mich einen Augenblick aus.
- Nach diesem Prozess der Reinigung lasse ich in der Vorstellung helle Ringe in meiner rechten Neurobewusstseinshemisphäre entstehen. Zunächst erzeuge ich einen einzigen Ring. Der Ring dreht und wendet sich und nutzt den Gehirnraum aus, den Vorstellung und Einbildung zur Verfügung stellen. Nach und nach kommen immer mehr Ringe hinzu. Sie drehen sich horizontal und vertikal, die kleinen schlüpfen durch die grösseren hindurch. Ich lasse Ringe von der linken Hemisphäre in die rechte und umgekehrt Ringe aus der rechten in die linke überwechseln und beobachte die Bewegung der Ringe. Ich achte darauf, dass sie möglichst viel Gehirnraum ausnutzen.
- Nun stelle ich mir vor, dass sich ein heller Ring in meiner linken Hemisphäre bildet. Nach und nach erscheinen weitere helle Ringe, die sich drehen und sich in alle Richtungen wenden. Kleine, größere und große Ringe bewegen sich im Raum meiner linken Hemisphäre und nutzen ihn aus. Wiederrum lasse ich Ringe von der linken Hemisphäre in die rechte und umgekehrt Ringe aus der rechten in die linke überwechseln.
- Zum Schluss stelle ich mir vor, dass ich einen der Ringe waagerecht in die Mitte meines Kopfes setze. Auf diesen Ring schichte ich die übrigen Ringe einen nach dem anderen sorgsam zu einem Stapel auf. Die Ringe werden nach und nach zu einer Säule. Wenn mir die Säule hoch und stabil genug erscheint, ruhe ich aus.
- Danach atme ich tief auf, spanne meine Hände zur Faust an, beuge und strecke kräftig meine Arme und öffne meine Augen, um bewusst in die Aussenwelt zurückkehren.
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ERKLÄRUNG ZUR SECHSTEN AKTIVATION
Die Aufforderung lautet abermals, dem Atemgeschehen ungeteilte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das Neurostrukturbewusstsein wird sich daran halten, soweit es ihm energetisch möglich ist. Es kann wahrnehmen, ob es hinderliche Gedanken beherbergt. Die Aktivation ist darauf gerichtet, eine Gedankenreinigung bewusst vorzunehmen.
Zuerst wird die rechte Neurobewusstseinshemisphäre von Gedankenmüll befreit. Oft ist das eine schwierige Aufgabe. Die Einbildungskraft wird genutzt, um durch die Erfindung des Törchens einen Weg zur Entfernung des Gedankenmülls zu finden. Welche Gedanken entfernt werden sollten, weiss das Neurostrukturbewusstsein.
Der gleiche Vorgang wird für die linke Hemisphäre in Gang gesetzt. Möglicherweise ist andersartiger Gedankenmüll zu entfernen. Ein weiteres Törchen wird erfunden, um das Gehirn von Gedankenmüll zu befreien. Danach ist eine Ruhepause sinnvoll.
Im Raum des Gehirns entsteht neue Bewegung durch das Bild der Ringe. Die hellen Ringe können freundliche Gedanken repräsentieren. Zunächst findet die Aktivierung der Neurostrukturen der rechten Hemisphäre statt. Anschliessend wird die linke Hemisphäre in der gleichen Weise aktiviert. Die Bewegung der Ringe kann die Kopfmitte überschreiten und sie kann beschleunigt oder verlangsamt werden.
Die Aufschichtung der Ringe in der Kopfmitte weist auf die Bedeutung der interhemisphärischen Verschränkung hin. Nicht zufällig markieren Kulturen die Scheitelmitte. Man kann an Buddhafiguren denken.
Die Zurücknahme darf nicht fehlen, um die Aussenwelt wieder aufzunehmen.
- Ich schliesse meine Augenlider und richte meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem und auf mich selbst. Die Atmung verliert ihren automatischen Charakter und wird zu einem Teil meiner selbstbestimmten Aufmerksamkeit. Ich atme in meine beiden Gehirnhemisphären hinein und entsinne mich der Ringe, die in der letzten Aktivation durch mein Gehirn kreisten und zu einer Säule in der Kopfmitte wurden.
- Nach dieser ersten Konzentration lenke ich meine Aufmerksamkeit auf meine Arme. Ich hebe sie in Gedanken langsam hoch. Dabei strecke ich meine Finger und meine Hand- und Ellenbogengelenke. Ich führe die Arme in meiner Vorstellungs- und Einbildungskraft waagerecht bis auf Augenhöhe und versuche der inneren Tastbewegung nahe zu kommen. Mir werden die Länge meiner Arme und die Form meiner Hände bewusst. Nach einer Weile senke ich die Arme langsam wieder ab. [Wenn die kinästhesive Bewegung nicht gelingt, können zunächst real die Arme gehoben und gesenkt werden.] Danach gelingt die Aktivation leichter.
- Anschliessend hebe ich in Gedanken, das heisst kinästhesiv, langsam meine Beine an und bringe sie in eine waagerechte Haltung. Ich strecke meine Kniegelenke, Fussgelenke und Zehen, um sie zu empfinden. Mir werden die Länge meiner Beine und die Grösse meiner Füsse bewusst. Ich senke dann langsam beide Beine, fühle, wie Fussspitzen oder Fersen auf dem Boden auftreffen und spüre jetzt meine beiden Fusssohlen. [Ich kann meine Beine ebenfalls real langsam heben und langsam senken.] Die Aktivation wird dann wiederholt.
- Ich hebe nun zur gleichen Zeit meinen linken kinästhesiven Arm und mein rechtes kinästhesives Bein und lasse sie einen Augenblick in erhobener Position, ehe ich beide gleichzeitig wieder senke. Um die Bewegung zu verfolgen, führe ich die gedachte Bewegung so langsam wie möglich aus.
- Wenn mein linker Arm und mein rechtes Bein abgesenkt sind, beginne ich, meinen rechten kinästhesiven Arm und mein linkes kinästhesives Bein zu heben. Mein Bewusstsein begleitet die Bewegung. Anschliessend senke ich Arm und Bein in der Vorstellung wieder ab. Mein Gehirn hat eine Menge zu tun, um die Bewegungen bewusst auszuführen. Ich ruhe danach eine Weile aus.
- Ich stelle mir vor, dass ich in Gedanken aufstehe. Ich beginne damit, leicht auf der Stelle zu hüpfen. Dann hüpfe ich nach links und hüpfe nach rechts, nach vorn und nach hinten und wiederhole die Sprünge. Allmählich steigere ich meine Sprungkraft und hüpfe in grossen Sätzen in verschiedene Richtungen. Meine Sprünge gewinnen an Höhe. Ich mache die Erfahrung, dass mir die hohen Sprünge Spass machen und ich setze sie eine Zeitlang fort. Sollte ich an die Decke stossen, schiebe ich sie mit den Händen nach oben und gewinne mehr Raum.
- Ich schüttle meine kinästhesiv empfundenen Beine nacheinander gründlich aus und nehme in Gedanken wieder auf meinem Stuhl Platz.
- Um die Aktivation zu beenden, atme ich tief auf, strecke meine Wirbelsäule, Spanne meine Hände zur Faust an, krümme meine zehn Zehen und bewege kräftig Arme und Beine. Ich öffne meine Augen und bin wach und frisch.
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ERKLÄRUNG ZUR SIEBTEN AKTIVATION
Die Aktivation richtet sich an das Körperbewusstsein, das oft fehlt. Nicht jeder ist Sportler oder Besucher eines Fitnessstudios. Nachdem das Neurostrukturbewusstsein des Teilnehmers an die bewusste Atmung gewöhnt ist, kann er seine Aufmerksamkeit auf seine Gliedmassen richten. Gedachte Bewegungsabläufe sind langsamer und daher genauer als reale.
Wenn das Neurostrukturbewusstsein sich dem Tastbewegungssinn zuwendet, steigert das die Wahrnehmungsfähigkeit für den eigenen Körper. Fällt am Anfang die Konzentration darauf schwer, kann die Bewegung in der Realität ausgeführt werden. Die Bewegung ist sehr langsam auszuführen, damit das Neurostrukturbewusstsein sie mitvollzieht. Dabei kann die Erfahrung gemacht werden, dass es bei dieser Aktivation unmöglich ist, gleichzeitig andere Gedanken zu verfolgen.
Arme und Beine werden in der Vorstellung bewegt und es werden dabei die Proportionen der Gliedmassen empfunden. Die Aufmerksamkeit unausgesetzt in der Körperbewegung zu belassen, ist ungewohnt und daher anstrengend. Die Vorstellung des Hüpfens lockert die Anspannung und macht Spass.
Die Aktivation, die einer erhöhten körperlichen Beweglichkeit dient, ist angenehm spannungslösend. Man kann die Vorstellung überall dort anwenden, wo längeres Sitzen und Zuhören angesagt ist und man fühlt sich, besonders durch das Hüpfen, erfrischt. Das Ausschütteln ergibt einen Entlastungseffekt.
- Ich schliesse meine Augenlider und lenke meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem. Ich atme eine Weile mit innerer Aufmerksamkeit und lasse meinen Atem eine Farbe annehmen. Die Farbe lasse ich dieses Mal in meinen Körper hineinströmen und ich verfolge das Strömen. Der farbige Atem fliesst durch meinen Kopf, meinen Hals, meine Schultern in meine Arme und Hände hinein. Diese Partien meines Körpers spüre ich jetzt deutlicher als zuvor. Dann lasse ich farbigen Atem in meinen Rumpf strömen und langsam in meine Beine und Füsse hineinfliessen. Ich achte darauf, dass ich meinen gesamten Körper und meinen Kopf gleichzeitig und dabei farbig wahrnehme. Dann ruhe ich eine Weile aus.
- Ich stelle mir vor, dass ich in meiner linken Hemisphäre eine Sanduhr erblicke. Eine Sanduhr dient der Zeitmessung, besteht aus einer Glasröhre, die sich in ihrer Mitte verengt und einer Röhrenhälfte, die mit Sand gefüllt ist. Ich stelle die Sanduhr so auf, dass die sandgefüllte Hälfte oben steht und der Sand nach unten zu rinnen beginnt. Während ich den fliessenden Sand beobachte, lasse ich keinen weiteren Gedanken aufkommen. Wenn die Sanduhr abgelaufen ist, drehe ich sie um. Ich verändere die Grösse der Sanduhr und lasse sie ein zweites Mal ablaufen. Ich nehme die Geschwindigkeit der Fliessbewegung wahr und beobachte, ob der Sand schnell oder eher langsam rinnt. Wenn die Uhr abgelaufen ist, ruhe ich mich aus.
- Nun wende ich mich meiner rechten Hemisphäre zu. Darin lasse ich ebenfalls eine Sanduhr entstehen. Es kann die gleiche Sanduhr erscheinen wie linkshemisphärisch oder es kann eine anders gestaltete Sanduhr sein. Wenn ich die Sanduhr in Gang gesetzt habe, achte ich auf die Bewegung, die durch den abwärts fallenden Sand zustande kommt. Sobald die rechtshemisphärische Sanduhr abgelaufen ist, drehe ich sie um. Jetzt lasse ich beide Sanduhren zugleich ablaufen. Wenn deren Laufzeit beendet ist, schliesse ich meine inneren Augen und ruhe mich aus.
- In der gewonnenen Ruhe stelle ich mir einen wohlklingenden, hallenden Ton in der Art eines Gongs oder Glockentons vor. Diesen Ton lasse ich schwingen und allmählich noch voller werden. Der volle Ton erfüllt mich mit Gelassenheit.
- Während ich beginne, mich auszuruhen, wird der Ton nach und nach leiser und verstummt dann ganz. Ein Gefühl von Wohlbefinden kommt in mir auf.
- Wenn ich die Übung beenden will, atme ich tief auf, spanne meine Hände zur Faust an, strecke mich und kehre mit innerer Ruhe in die Aussenwelt zurück.
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ERKLÄRUNG ZUR ACHTEN AKTIVATION
Die Atemfarbe strömt, entgegen der anatomischen Realität, unmittelbar in den Körper hinein. Die Wahrnehmung des Körpers, nach Schilder Körperschema genannt, kann dabei geschärft und gleichzeitig Entspannung erzeugt werden. Für das Neurostrukturbewusstsein bedeutet die sorgfältige und gleichzeitige Wahrnehmung der verschiedenen Körperpartien eine Anstrengung.
Die Aktivation befasst sich dann mit dem Phänomen der Zeit. Es ist interessant, zu beobachten, ob der Sand in beiden Hemisphären gleicher Weise die Sanduhr durchläuft. Hier wird die Konzentration auf einen Gegenstand gelenkt, der eine Bewegung enthält, die mit der verfliessenden Zeit gleichgesetzt wird. Diese Bewegung kann verändert werden oder verändert sich von selbst. Mit Bewusstsein kann der Teilnehmer seine Einstellung zur Zeit wahrnehmen. Schnelles strömen des Sands kann ein Zeichen für Stress sein.
Die Länge eines Glockentons und damit die Ohren werden zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gemacht. Der Sinneskanal des Hörens kann durch diese Aktivation verstärkt werden. Das innere Hören wird neurostrukturell auditivieren genannt. Dem Musiker ist das innere Hören eine Selbstverständlichkeit.
Das Auditivieren des Tons einer Glocke wird mit dem Begriff der Gelassenheit verbunden. Diese Sequenz ist jederzeit abrufbar, um bei Stress innezuhalten und Gelassenheit zu gewinnen.
- Ich schliesse meine Augenlider und fühle unmittelbar, dass ich in meinen äusseren Bestrebungen innehalte und auf meinen Atem achte. Mit einem farbigen Atem belebe ich zunächst meine linke, sodann meine rechte Gehirnhemisphäre. Ich entsinne mich der Sanduhren aus der vorhergehenden Aktivation und vergegenwärtige mir dieses Mal meine eigene Uhr, die mir die Zeit anzeigt. Ich sehe sie mir genau an. Nach einer Weile lösche ich das entstandene Bild.
- Ich lasse mit Aufmerksamkeit den Atemstrom an den Innenwänden meiner Nase vorbeiströmen und lasse im Raum meines Gehirns einen Garten entstehen. Ich nehme mir dafür Zeit. Hier befinden sich die verschiedensten Blumen und Sträucher. Auf Beeten, die ich anschaue, wachsen duftende Kräuter. Ich lasse einen sonnigen Sommertag entstehen und atme die Düfte, die dieser Garten aussendet, ein. Ich sehe die Farben der Blumen und rieche an ihren Blüten. Dabei unterscheide ich von einem Gemisch aus Wohlgeruch auch den Duft einer einzelnen Blüte. Ich wende mich den Kräutern zu und zerreibe deren Blätter zwischen meinen Fingern, um einen intensiven Geruch wahrzunehmen.
- In dem Garten befindet sich eine Bank, auf der ich mich niederlasse. Nach kurzer Zeit erscheint ein Tischlein-deck-dich mit einem schmackhaften Mahl. Wenn ich die Einzelheiten des Gerichts vor mir sehe und mir der Essensduft in die Nase steigt, beginne ich, es mir schmecken zu lassen. Jeden Geschmack nehme ich mit Genuss wahr. Auch den Geschmack der Getränke merke ich mir. Nach Beendigung meines Imbisses ruhe ich mich aus und schliesse meine inneren Augen.
- Wenn ich meine inneren Augen erneut öffne, stehe ich auf und setze mich auf eine Bank, die sich mir gegenüber befindet. Ich nehme wahr, dass auf den Wegen des Gartens Kies gestreut ist. Die Anordnung des Gartens wird für mich jetzt deutlich erkennbar. Ich überschaue, wie gross er ist und erkenne meinen Platz darin. Ich nehme in eine Hand ein wenig Kies und lasse die Steinchen in die darunter gehaltene andere Hand rinnen. Ich wechsle mit den Händen ab und achte darauf, dass ich keinen Kieselstein verliere. Nach einer Weile lasse ich die Kiesel fallen und mache es mir auf der Bank bequem.
- Dann stelle ich mir vor, dass ich eine der Pflanzen aus dem imaginierten Garten in meine rechte Gehirnhemisphäre einpflanze. Wenn ich diese Arbeit getan habe, setze ich eine zweite Pflanze in meine linke Gehirnhemisphäre hinein. Ich sehe, wie sich das Blätterwerk oben, das Wurzelwerk unten im Raum meines Neurostrukturbewusstseins ausbreiten. In der Mitte meines Kopfes berühren und verschränken sich die Zweige und die Wurzeln. Ich schliesse meine inneren Augen und lasse Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen.
- Während der Ruhepause kehre ich in Gedanken an meinen Platz, den Sessel oder Stuhl, auf dem ich während der Aktivation sitze, zurück. Niemand verlangt etwas von mir, und ich verlange selbst auch nichts von mir.
- Ich bleibe in dieser angenehmen Lage, bis ich den Wunsch habe, wieder tief aufzuatmen, die Hände anzuspannen, mich zu recken und zu strecken, um anschliessend die Augen wieder zu öffnen. Ich fühle mich erfrischt und in einem inneren Gleichgewicht.
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ERKLÄRUNG ZUR NEUNTEN AKTIVATION
Die Umwandlung der äusseren Aufmerksamkeit in innere Wahrnehmung geht nun schon leichter vor sich. Gedächtnis und Erinnerung werden gestärkt, wenn eine vorige Sequenz wiederholt wird. Die realen Sanduhren, die den Zeitverlauf wiedergeben, werden jetzt zur gedanklichen eigenen Uhr, die eine Zeit angibt, die nicht der realen Zeit entsprechen muss.
Im Gehirnraum entsteht ein Garten, ein kultiviertes begrenztes Stück Land. In dieser Sequenz erhält der Geruchssinn besondere Aufmerksamkeit. Die Erzeugung verschiedener Düfte soll gedanklich in Gang gesetzt werden. Der Erzeugungsvorgang wird odorifizieren genannt.
Die Einbildungskraft ruft sich das Grimmsche Märchen vom Tischlein-deck-dich in Erinnerung. Der Geschmackssinn wird aufgefordert, Geschmack herzustellen und in Bezug auf Geschmacksvarianten zu differenzieren. Der Vorgang wird neurostrukturell gustofizieren genannt.
Durch Erbildung eines Gartens im Gehirn wird das Raumgefühl aktiviert. Der Seitenwechsel durch die gegenüberliegende Bank, ändert die Blickrichtung und ermöglicht weitere Klarheit über die Anordnung des inneren Gartenraums. Die kinästhesive Bewegung der Finger wird angeregt. Durch diese Sequenz kann sich die reale Orientierung verbessern.
Das Versetzen einer der imaginierten Pflanzen in die Kopfmitte wird oft als angenehm im Sinne einer leicht nachvollziehbaren Verschränkung der Gehirnhemisphären empfunden. Die Einbildungskraft kann sich frei gegenüber der Realität von Gärten und Pflanzen verhalten.
- Ich schliesse meine Augenlider und stelle mir die Farbe meiner Augen vor. Wenn ich, nach diesem Rückbezug auf mich selbst, ruhig einatme, fühle ich, wie mein Atem die Innenwände meiner Nase weitet. Ich habe eine andere Empfindung, wenn mein Atem die Nase verlässt. Ich lasse meinen Atem farbig werden und sende farbigen Atem abwechselnd in meine linke und in meine rechte Gehirnhemisphäre hinein.
- Beide Gehirnhemisphären lasse ich zu einem einzigen ungeteilten Raum werden. In diesem Raum sehe ich eine Tafel. Auf die Tafel schreibe ich mit meiner rechten Hand die ersten Buchstaben des Alphabets. Ich kann grosse oder kleine Buchstaben wählen. Ich schreibe deutlich lesbar. Die Buchstaben können weiss, schwarz oder farbig sein. [Wer linkshändig schreibt, verändert die Aufforderung entsprechend.] Ich sehe den Buchstaben A, den Buchstaben B, den Buchstaben C und fahre mit der Buchstabenreihe fort.
- Ich nehme nun meine linke [rechte] Hand und schreibe mit dieser Hand weitere Buchstaben des Alphabets auf die Tafel. Wieder kann ich grosse oder kleine Buchstaben wählen. Auch werde ich die Buchstaben rechts beginnen und nach links laufen lassen. Ich betrachte dann genau, wie ich die Buchstaben angeordnet habe.
- Auf den verbleibenden Platz der Tafel schreibe ich, jetzt mit der rechten [linken] Hand, die Zahlen von eins bis zehn untereinander. Dann schreibe ich mit der linken [rechten] Hand die Zahlen von zehn bis eins untereinander. Die Zahlen bilden zwei senkrechte Reihen, die ich beide im Auge behalte. Wenn mir das nicht gelingt, rücke ich die zwei Zahlenreihen in die Mitte meines Blickfeldes und vereinige sie zu einer einzigen Zahlenreihe. Dann ruhe ich einen Augenblick aus.
- Noch einmal sammle ich meine Aufmerksamkeit und schreibe meinen Namen mit meiner linken [rechten] Hand ganz oben auf die Tafel. Mit meiner rechten [linken] Hand setze ich die Ziffern des heutigen Datums und der Uhrzeit, die ich für diesen Augenblick annehme, darunter. Die signierte und datierte Tafel in meiner inneren Wahrnehmung stellt mir die Bedeutung des Lesens und Schreibens vor Augen.
- Zum Schluss stelle ich mir vor, dass ich Buchstaben und Zahlen zu einem Blumenkranz werden lasse, den ich mir auf den Kopf setze. Wenn Blumen mir nicht gefallen, wähle ich Lorbeerblätter und bekränze mich damit, wie in der Antike die Sieger bekränzt wurden. Dann ruhe ich mich eine Weile auf meinen Lorbeeren aus: Ich habe eine Erweiterung meines Bewusstseins und die Wahrnehmung meines Neurostrukturbewusstseins gewonnen.
- Am Ende atme ich tief auf, spanne meine Arme fest an, während ich die Hände zur Faust balle. Dann dehne und strecke ich mich, um wach und frisch in die Aussenwelt zurückzukehren.
Sie können sich den Text auch hier anhören:
ERKLÄRUNG ZUR ZEHNTEN AKTIVATION
Das Einatmen und das Ausatmen sind zwei einander ergänzende Atembewegungen, die das Neurostrukturbewusstsein auf neue Weise erfahrbar macht. Anschliessend strömt farbiger Atem nacheinander in die eine und die andere Hemisphäre, die Aufmerksamkeit wird damit verstärkt.
Die Gehirnhemisphären werden zu einem einzigen Raum, den die Videtisierung meistens in ein Schulzimmer verwandelt, wenn von einer Tafel die Rede ist. Schulzimmer sind mit Tafeln ausgestattet. Im ersten Schuljahr dienen die Tafeln dem Erlernen der Buchstaben und Zahlen. Die rechte Hand, gewöhnlich die Schreibhand, beginnt zu schreiben. Der linkshändige Teilnehmer ändert die Aufforderung dementsprechend.
Die linke Hand schreiben zu lassen, die Linkshänder verändern die Aufforderung und nehmen die rechte Hand, ist ungewohnt und eine zusätzliche Erfahrung. Die kinästhesive Schreibbewegung macht dem Neurostrukturbewusstsein deutlich, dass die lateinische Schrift von links nach rechts verläuft. Andere Schriften haben andere Verläufe und Anordnungen, die man sich bewusst machen kann.
Die Zahlen erhalten auf der Tafel eine bestimmte Anordnung. Sie insgesamt zu videtisieren, erfordert konzentrierte Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit gilt zugleich der kinästhesiven Hand, die im Besitz des Zahlenschreibens ist.
Der eigene Name ist Ausdruck des verschränkten Neurostrukturbewusstseins. Der Name wird an die oberste Stelle der Tafel gestellt, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Mit einer Datierung verankert sich das Gehirn im Strom der Zeit. Die Bedeutung der Beherrschung von Zahl und Buchstabe kann das einzelne Neurostrukturbewusstsein jetzt besser ermessen. In Deutschland können bei 83 Millionen Einwohnern etwa 6 Millionen nicht richtig lesen und schreiben.
Die Imagination, die Buchstaben und Zahlen zu einem Blumenkranz auf dem Kopf zu ordnen, verlässt den Rahmen des Gehirns und vergegenwärtigt die äussere Gestalt des Kopfes. Der Blumenkranz kann eine festliche Stimmung hervorrufen. Der Lorbeerkranz wird zum Zeichen des Erfolgs, das Potenzial des Gehirns bedeutend erweitert zu haben.
Zehn weitere Aktivationen sind in Vorbereitung.